Ich schreibe gerade an einem Social Media-Konzept für WiNoDa. Man sollte meinen, dies sei eigentlich ein einfaches Unterfangen: Bereits definierte Zielgruppen (Personas) mit möglichen Kanälen matchen; die Kommunikation den Zielgruppen entsprechend definieren; Posting-Rhythmus bestimmen; Ziele erkennen; Kontrollelemente definieren – nun kam ich aber schon einige Male ins Grübeln…
Aber beginnen wir am Anfang. Voller Tatendrang startet das Vorhaben mit einer Recherche: Wie ist das Konzept der anderen Datenkompetenzzentren formuliert? Gibt es überhaupt eines und wenn ja, wird es öffentlich und nachvollziehbar geteilt? Und wie sehen die Konzepte der weiteren Player im Bereich Datenkompetenz aus?
(Ausschließlich) fündig wurde ich im „Outreach-Konzept des Thüringer Kompetenznetzwerks Forschungsdatenmanagement“ (https://doi.org/10.17192/bfdm.2020.2.8279): Zielgruppen, Ziele und Analysen werden hier offen geteilt.
Und es werden sogar mediale Hypes wie der jährlich am 25. Mai stattfindende Towel Day analysiert (bei dem Science Fiction Fans des früh verstorbenen Douglas Adams und seines Kultklassikers „Hitchhiker’s Guide“ gedenken) und die popkulturelle Anspielung für die eigene Kommunikation genutzt.
Leider sind solche Versuche in der Wissenschaftskommunikation eher die Ausnahme und verbleiben in einem einmaligen experimentellen Rahmen. Dabei wollen wir doch alle endlich Aufmerksamkeit für unsere Themen generieren und Menschen außerhalb der engsten Bubble erreichen
Ich versuche, meine Recherchen auf Outreach- und Kommunikationsstrategien auszudehnen. Fündig werde ich bei der Kommunikationsstrategie von PID4NFDI – doch obwohl Social Media als Teil einer gut durchdachten Strategie Erwähnung findet, könnte der Aspekt möglicherweise ein eigenes Konzeptpapier verdienen.

Erstellt 03-06-2025 mit DeepAI – auffällig ist, dass die AI beim Prompt „a social media employee generates hype with a viral video about data competency“ das Vorurteil eines im Keller im Dunkeln lebenden Jugendlichen reproduziert – sind dies etwa die Einzigen, die viralen Content produzieren können?
Also wendete ich mich an ChatGPT mit der Frage „Gibt es virale Videos oder Bilder zu Datenkompetenz?“. Auch hier Ernüchterung: es wurden Videos mit gerade einmal 400 Aufrufen und bis zu 9 Jahren Alter vorgeschlagen… nicht sonderlich viral. Nach dem Verfeinern meiner Frage (und zugegebenermaßen einer Suggestivfrage am Ende) gab ChatGPT schlussendlich zu, dass es wohl keine viralen Medien mit dieser Thematik gäbe und listete ungefragt diverse Gründe dazu auf:

Ausschnitt aus einem „Gespräch“ mit ChatGPT am 03-06-2025.
Ein großes Problem ist scheinbar der Punkt Unterhaltsamkeit (engl. „Entertainment value“). Wie wichtig dieser aber, z.B. durch Humor, auch in der wissenschaftlichen Erwachsenenbildung sein kann, ist in der Wissenschaftskommunikation längst bekannt. Lesenswerte Artikel etwa hier: https://erwachsenenbildung.at/aktuell/nachrichten/19854-humor-zentral-fuer-die-wissenschaftskommunikation.php oder hier https://wissenschaft-im-dialog.de/documents/275/TransferUnit_Forschungsueberblick_sozialeMedien.pdf
Auch GLAM-Einrichtungen sind häufig als trocken verschrien, obwohl sich diese in den letzten Jahren langsam aus ihrer Bubble heraustrauen; dazu etwa Katharina Hauck (LWL, 2020): „Social Media & Kultureinrichtungen – eine Hassliebe?“ (https://kultur-bewegt.lwl.org/de/social-media-kultureinrichtungen/).
Das Übersee-Museum Bremen postete im Oktober 2024 ein Video, bei dem die mittelalte Direktorin ihre Institution in Jugendsprache anpries – und wurde für seinen Mut mit einem Viral belohnt (https://www.instagram.com/ueberseemuseum/reel/DBOMtVNOs2H/?hl=en). Jeder in der GLAM-Welt und viele darüber hinaus hat es gesehen – die mediale Resonanz war sofort spürbar – ich erinnere mich noch, wie meine Nackenhaare aufstanden, als es in meinem Feed auftauchte: dies war der Moment einer Schwellenüberschreitung, so schien es mir – viele andere Museen versuchten es ihm nachzutun, mal mehr, mal weniger erfolgreich, aber mutig allesamt.
Trotzdem bleibt die Wissenschaftskommunikation in der Datenkompetenzvermittlung leider größtenteils noch bei der Ankündigung und Nachlese von Veranstaltungen und neuer Veröffentlichungen stehen.
Wie schaffen wir viral?
Und natürlich: Wollen wir dies überhaupt? Genügt es vielleicht, die eigene, enge Zielgruppe zu erreichen?
Ich für meinen Teil bleibe auf jeden Fall gespannt: vielleicht kommt ja bei den vielen Social-Media-Strateg:innen da draußen doch irgendwann unerwartet ein Geniestreich hervor und wirft mich wieder vom Hocker.
