Vom Repositorium zum Data Journal

Einleitung: Was CoreTrustSeal für Forschende bedeutet und warum Repositorien es brauchen
Eine quadratische Grafik in blau-grün, die ein aufgeschlagenes Heft zeigt. Auf der linken Seite steht "Data Journal" über einem Säulendiagramm, rechts ist ein grüner Haken im Kreis abgebildet. Vor dem Heft liegt eine Geldbörse mit einem Euro-Zeichen, aus der ein 50er Geldschein ragt.

Am 30. September 2025 um 11:00 Uhr CEST findet bei WiNoDa ein Webinar zum Thema Data Journals statt. Weitere Informationen finden Sie hier. Data Journals werden immer wichtiger, um Forschungsdaten die Aufmerksamkeit und Anerkennung zu verschaffen, die sie verdienen. Dabei wird jedoch oft vergessen, dass Daten zunächst in einem Repositorium veröffentlicht werden müssen, bevor sie für ein Data Journal in Betracht kommen.

Und zwar nicht in irgendeinem Repositorium. Die Wahl des Repositoriums ist wichtig, um die Sicherheit, Wiederverwendbarkeit und Zuverlässigkeit der Daten zu gewährleisten. Das CoreTrustSeal ist eine gemeinschaftliche Zertifizierung, die zeigt, welche Repositorien grundlegende Vertrauenswürdigkeitsstandards erfüllen.

Quadratische Grafik in blau-grün mit dem Schriftzug "CORE TRUST SEAL" darunter in gelb: "IN PLAIN WORDS" daneben ein Haken im gelben Kreis mit der Umrandung "Certified Trusted Data Repository"

In diesem Artikel erkläre ich, was CoreTrustSeal ist, warum so viele Repositorien es haben wollen und was es für Forschende in der Praxis bedeutet. Betrachten Sie es als Vorbereitung auf ein Webinar: Der erste Schritt zum Verständnis der Funktionsweise von Datenzeitschriften ist das Verständnis von Repositorien. Ich habe auch einen Leitfaden zur Auswahl des besten Repositoriums für Ihre Daten veröffentlicht, der eine praktische Hilfe für Forschende ist, die sich darauf vorbereiten, ihre Arbeit zu veröffentlichen.

CoreTrustSeal erklärt in einfachen Worten

CoreTrustSeal (CTS) ist eine gemeinschaftlich betriebene Zertifizierung für digitale Datenrepositorien. Man kann es sich als eine Art Gütesiegel vorstellen. Wenn ein Repositorium das CoreTrustSeal trägt, bedeutet dies, dass eine Gruppe unabhängiger Experten es geprüft und bestätigt hat, dass es eine Reihe grundlegender Vertrauenswürdigkeitsstandards erfüllt [1]. Diese Kriterien umfassen alles, was Sie von einem zuverlässigen Repositorium erwarten würden, wie z. B. sichere Speicherung, gute Datenverwaltungspraktiken, Kontinuitätspläne und solide Richtlinien [2].

Die Research Data Alliance hat CoreTrustSeal als Teil ihrer Arbeit ins Leben gerufen. Es wird von einer gemeinnützigen Organisation betrieben, die es einfach hält, indem sie sich nur auf die Grundlagen konzentriert und den Repositorien nicht zu viel Bürokratie auferlegt [1]. Der Zertifizierungsprozess ist eine Selbstbewertung, die von Fachkolleginnen überprüft wird. Die Repositorien erläutern, wie sie die Anforderungen erfüllen, und Freiwillige aus der Community prüfen den Antrag [1]. Bis 2024 wurden weltweit mehr als 160 Repositorien anhand von 16 Anforderungen zertifiziert [2].

Quadratische Grafik in blau-grün, darauf 4 gelbe icons für Datei-Ordner und das Symbol für eine Datenbank in schwarz.
Warum Repositorien zertifizieren?

Eine Zertifizierung dient nicht nur dazu, sich zu profilieren. Es gibt mehrere Gründe, warum Repositorien das CoreTrustSeal anstreben:

Quadratische Grafik in blau-grün mit einer Person, die einen Geldschein in der Hand hält. Vor ihr auf dem Tisch weitere Geldscheine, Münzen und eine Gelbörse. Hinten an der Wand mehrere Zertifikate.

Vertrauen und Reputation: Durch das CoreTrustSeal wissen Forschende und Geldgebende, dass das Repositorium von einer externen Stelle überprüft wurde. [1]. Als die Cambridge Structural Database (CSD) ihre Zertifizierung erhielt, stellte das Team fest, dass sie “assurances of the reliability and quality of both our data stewardship and the access to data.” bietet [6]. In Deutschland verfügt das Repositorium BonaRes [9] über die CoreTrustSeal-Zertifizierung, um zu zeigen, dass seine Boden- und Agrardaten nach internationalen Standards kuratiert und aufbewahrt werden.

Erfüllung der Anforderungen von Geldgebenden: Viele Zeitschriften und Geldgebende möchten, dass Daten in „vertrauenswürdigen“ Repositorien gespeichert werden. Als das Purdue University Research Repository (PURR) 2024 das CoreTrustSeal erhielt, wurde es als „formelle Bestätigung der Einhaltung der von den Bundesförderungsagenturen geforderten Repositoriumseigenschaften“ gelobt. [5]. In ähnlicher Weise ist PANGAEA mit Sitz in Bremen ein CoreTrustSeal-zertifiziertes Repositorium für Erd- und Umweltwissenschaften [10]. Als großer Verlag nutzt es die Zertifizierung, um Geldgebenden und Zeitschriften zu versichern, dass Biodiversitäts- und Umweltdatensätze nachhaltig archiviert werden.

Interne Verbesserung: Der Zertifizierungsprozess zeigt oft auf, wo noch Defizite bestehen. Repositorien sagen, dass dies eine Chance ist, bewährte Verfahren zu befolgen und Richtlinien zu stärken. [4]. Als ehemalige Koordinatorin des BonaRes-Repositoriums habe ich während des Zertifizierungsprozesses viel gelernt und musste einige Lücken schließen, die uns erst durch die Erfüllung der 16 Anforderungen für die Beantragung der Zertifizierung bewusst geworden sind. Die Selbstbewertung half uns dabei, Arbeitsabläufe zu dokumentieren und Backup-Strategien zu verbessern. Das Repositorium ist nun zertifiziert und gelistet.

Quadratische Grafik in blau-grün mit drei Personen in weißem Kittel, offenbar Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen

Anerkennung durch die Community: Die Zertifizierung verbindet Repositorien mit einem Netzwerk von Menschen auf der ganzen Welt. Das Astromaterials Data System (Astromat), das 2025 zertifiziert wurde, bezeichnete den Beitritt als Ehre und Chance, Teil einer vielfältigen Gemeinschaft vertrauenswürdiger Repositorien zu sein [4]. Innerhalb Deutschlands stärken Repositorien wie BonaRes und PANGAEA ihre Position im NFDI-Ökosystem und sind gleichzeitig international sichtbar.

Was bedeutet das für Forschende im Alltag?

Für Forschende bringt die Zertifizierung viele praktische Vorteile mit sich:

Datensicherheit und -zugänglichkeit: Zertifizierte Repositorien müssen über solide Konzepte zur Datensicherung und sogar zur Weitergabe an Dritte verfügen, damit die Daten auch dann nicht verloren gehen, wenn das Repositorium den Besitztum wechselt. [2][7]. Wenn beispielsweise Bodendaten in BonaRes oder Biodiversitätsdaten in PANGAEA hinterlegt werden, können Forschende darauf vertrauen, dass ihre Arbeit über Jahrzehnte hinweg zugänglich bleibt.

Einfache Einhaltung von Vorschriften: Durch die Hinterlegung in einem CoreTrustSeal-zertifizierten Repositorium lassen sich die Anforderungen sowohl von Geldgebenden als auch von Datenjournalverlagen leicht erfüllen. [5][8].

Vertrauen in die Datenqualität: Zertifizierende Repositorien überprüfen Metadaten und Dokumentationen, wodurch Datensätze leichter verständlich und wiederverwendbar werden [7]. Davon profitieren beispielsweise ökologische Datensätze in PANGAEA oder Landnutzungsdaten in BonaRes, wo strukturierte Metadaten für die Wiederverwendung von entscheidender Bedeutung sind.

Quadratische Grafik in blau-grün mit drei Personen in weißen Kitteln, die um ein Mikroskop stehen und verschiedene Insekten untersuchen.

Bessere Auffindbarkeit: Zertifizierte Repositorien investieren in persistente Identifikatoren, Suchschnittstellen und offene Metadaten, wodurch die Wahrscheinlichkeit steigt, dass Nutzende Ihren Datensatz finden [7]. Dies ist für Forschende wichtig, die Daten aus BonaRes, PANGAEA oder anderen zertifizierten deutschen Repositorien zitieren, da sie so sicher sein können, dass die Links dauerhaft bestehen bleiben.

Nachhaltigkeit: Um zertifiziert zu werden, müssen Sie nachweisen, dass Ihre Organisation stabil ist und Pläne für die Zukunft hat [6]. Die meisten Forschenden können diese Stabilität nicht erkennen, aber sie ist wichtig, wenn Sie möchten, dass Ihr Datensatz auch in zehn Jahren noch zitiert wird.

Neuerungen 2023–2025: Mit dem Wandel Schritt halten.

Alle paar Jahre werden die CoreTrustSeal-Kriterien geändert. Die Anforderungen für 2023–2025 enthalten einige wichtige Neuerungen, wie beispielsweise einen Nachfolgeplan. Repositorien müssen darlegen, wie die Daten auch dann zugänglich bleiben, wenn sie ihre Arbeit einstellen [2]. Ein weiteres Ziel ist es, sicherzustellen, dass Repositorien Probleme wie gefälschte oder minderwertige Daten angehen, um das Vertrauen aufrechtzuerhalten [2].
Diese Änderungen werden von der Community vorgenommen. Bevor die Anforderungen endgültig festgelegt werden, holt CoreTrustSeal Feedback von Repositorium-Mitarbeitenden aus aller Welt ein [3]. Das Ergebnis ist ein dynamischer Standard, der sich an die Forschungsumgebung anpasst.
Die nächste Überarbeitung (2026–2028) ist bereits in Arbeit [3]. Die Zertifizierung ist keine einmalige Auszeichnung, sondern eine wiederkehrende Verpflichtung.

Fazit

Der Sinn von CoreTrustSeal besteht darin, Vertrauen aufzubauen. Es ist eine Möglichkeit für Repositorien, über sich selbst nachzudenken und sich zu verbessern. Für Forschende ist es eine stille Zusicherung, dass jemand die Grundlagen überprüft hat: Sicherheit, Zugang und Nachhaltigkeit.
Ein Gütesiegel allein löst nicht alle Probleme, aber der CoreTrustSeal-Prozess spornt Repositorien dazu an, bessere Praktiken anzuwenden, offener zu sein und stärkere Gemeinschaften aufzubauen. In einer Forschungswelt voller Daten ist dies ein kleiner, aber wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass unsere Arbeit auch langfristig nützlich und zuverlässig bleibt.

Und während wir uns auf das WiNoDa-Webinar zu Datenzeitschriften freuen, sollten wir nicht vergessen, dass Daten einen sicheren Ort brauchen, bevor sie in einer Zeitschrift glänzen können. CoreTrustSeal und andere Zertifizierungen tragen dazu bei, dass dieser Ort sicher, sichtbar und dauerhaft ist.

Referenzen

[1] CoreTrustSeal. Why get certified? https://www.coretrustseal.org/why-certification/

[2] CoreTrustSeal. Requirements for reliable data repositories (2023-2025). https://www.coretrustseal.org/why-certification/requirements/

[3] CoreTrustSeal. (April 4, 2023). Community involvement in updating requirements from 2023 to 2025. https://www.coretrustseal.org/why-certification/meeting-community-needs/trustworthy-data-repository-requirements-review-2023-2025/

[4] Astromat. (February 24, 2025). Astromat got the CoreTrustSeal certification. https://www.astromat.org/news

[5] Purdue University Libraries. (September 24, 2024). The Purdue University Research Repository gets the CoreTrustSeal. https://blogs.lib.purdue.edu/news/2024/09/24/purdue-university-research-repository-obtains-coretrustseal-approval/

[6] Cambridge Crystallographic Data Centre. (March 27, 2024). CSD CoreTrustSeal certification means that the CSD is a reliable place to store data. https://www.ccdc.cam.ac.uk/discover/blog/coretrustseal-certification-the-csd-as-a-trustworthy-data-repository/

[7] Library of the University of Edinburgh. A digital repository you can trust. Research Data Service. https://library.ed.ac.uk/research-support/research-data-service/after/data-repository/trustworthy-digital-repository.

[8] University of Cambridge. August 17, 2023. Apollo gets the CoreTrustSeal. https://unlockingresearch-blog.lib.cam.ac.uk/?p=3736

[9] BonaRes Repository, Leibniz Centre for Agricultural Landscape Research (ZALF). https://maps.bonares.de/mapapps/resources/apps/bonares

[10] PANGAEA Data Publisher for Earth & Environmental Science. https://www.pangaea.de/about/

Unless otherwise stated, all content is published under cc-by 4.0. Suggested citation:
Atemkeng, Dr. Maureen Fonji. (2025). Vom Repositorium zum Data Journal. WiNoDa Knowledge Lab. https://winoda.de/2025/09/29/vom-repositorium-zum-data-journal/ (Accessed on Oktober 1, 2025 at 09:43)
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